Von Tsumeb an die kühle Küste – Road-Trip durch Namibia Teil 2

Nachdem wir in Tsumeb einen Tag lang gar nichts getan hatten, füllten wir am nächsten Morgen dort im Supermarkt unsere Vorräte auf und machten uns anschließend auf den Weg nach Twyfelfontein und damit auf zur längsten Etappe, die wir während des gesamten Road-Trips gefahren sind. Die Strecke betrug 466 km – das konnten wir unmöglich mit einer Tankfüllung schaffen. Simon hatte uns bei der Erklärung des Wagens gesagt, wir kommen mit einem vollen Tank ca. 400 km weit. Das ist gar nicht mal so viel, wenn du bedenkst, dass der Tank 80l fasst. Aber das Auto ist eben sauschwer und auf den Sandstraßen auch nicht besonders gleichmäßig fahrbar.

Weil wir wussten, dass wir zwischendurch tanken müssen, haben wir uns bereits vor Abfahrt auf der Karte angeguckt, wo wir Halt machen können. Das haben wir bei langen Strecken immer so gemacht, hat uns aber leider nicht immer geholfen – dazu gleich mehr. Der einzige Ort auf der Strecke, der eine Tankstelle hatte, hieß Khorixas und war von meinem Gefühl her ähnlich wie Otavi, nur noch viel kleiner. Im Grunde bestand er nur aus einer Tankstelle und einem kleinen Supermarkt, vor dem alle möglichen Leute rumlungerten und versuchten, uns irgendwas anzudrehen oder uns alternativ einfach anzubetteln.

Namibia Road-Trip

Ansonsten sind wir übrigens nicht besonders vielen Menschen begegnet. Auf dem Weg nach Khorixas sind uns auf 150 km ganze 4 Autos entgegengekommen. Wir hatten aber auch Strecken, da kam uns kein einziges Auto entgegen – wie zum Beispiel vor Tsumeb bei den berüchtigten Seen. Tiere haben dafür umso öfter unseren Weg gekreuzt.

Namibia Road-Trip cow

Außer auf dem Weg von und nach Windhoek und bei Lüderitz (dazu mehr in einem anderen Artikel) waren wir nur auf Sandstraßen unterwegs. Teilweise waren es aber eher Staubstraßen mit riesigen Schlaglöchern, die nicht immer gut sichtbar waren. Anfangs hatte ich nicht wirklich Spaß daran, auf diesen Straßen zu fahren, aber irgendwann war es mir dann auch egal, dass alles gewackelt und geklappert hat. Und dann bin ich eben auch mal mit Karacho in ein Schlagloch gefahren. Das Auto war das sicher gewöhnt.

Das erste Mal am Arsch der Welt

Patrick hatte vorher im Internet einen Campingplatz bei Twyfelfontein ausfindig gemacht. Auf dem Weg dorthin kamen wir aber schon an 2 anderen Plätzen vorbei, die näher an der eigentlichen Attraktion, den Felsmalereien und -gravuren lagen, und versuchten dort unser Glück. Leider vergebens: der erste Platz hatte kein Wasser und der zweite war (oh Wunder!) ausgebucht. Also mussten wir doch noch das Stück weiter bis zum Platz Aabadi fahren. Die Lage konnte man wirklich als am Arsch der Welt bezeichnen. Drumherum waren Berge und auf dem Platz gab es keinen Strom und kein Abwassersystem – lediglich einen Wassertank mit 1000 Litern kaltem Wasser. Außerdem befand das Klo sich unter freiem Himmel und war nur von einem niedrigen Zaun umgeben. Entsprechend waren auch wieder nur 2 andere Camper mit uns dort.

Namibia Aabadi Mountain Camp

Wir – und vor allem Patrick – hatten Glück, dass wir die beiden anderen Plätze vorher schon abgeklappert hatten. Keinen Strom zu haben finde ich nicht schlimm, wir konnten alle unsere Geräte auch im Auto laden, wenn es denn sein musste. Aber dadurch, dass kein Abwassersystem vorhanden war, scharten sich die Schmeißfliegen um die Toiletten und Duschen. Allein das Geräusch war ekelhaft. Besonders schön wurde die Fliegenplage beim Essen. Hätte ich nicht gewusst, dass es keine Alternative gab, wäre ich hundertprozentig nicht dort geblieben. Also, wieder was gelernt: Manchmal ist eine schlecht scheinende Möglichkeit die beste – oder eben die einzige. Dafür war der Campingplatz mit 75 N$ pro Person der billigste, auf dem wir während des gesamten Trips waren. Und ich habe es ja überlebt. Außerdem werden wir vermutlich im nächsten Jahr noch ganz andere Sachen zu Gesicht bekommen.

Der Aufenthalt auf dem Platz hatte aber auch eine nettere Seite: zum Sonnenuntergang haben wir Besuch von einer Kuh und 3 Eseln bekommen. Kühe kenne ich zwar aus nächster Nähe, aber die auf einem Campingplatz mitten im Nichts anzutreffen war schon irgendwie verrückt. Die Tiere kamen scheinbar auf der Suche nach Wasser zum Platz – und wurden auch fündig, indem sie das Duschwasser einer anderen Camperin tranken. Ich hoffe, sie haben es überlebt (nicht wegen der Camperin, sondern wegen der Seife!).

Namibia Aabadi cow

Außerdem konnten wir in der Nacht das erste Mal so richtig die Milchstraße sehen. Das ist schon verrückt, wie viele Sterne am Himmel rumschwirren – in Deutschland bekommt man so einen klaren Himmel ja leider nicht so häufig zu sehen.

Namibia milky way

Die zweite Attraktion: Felsgravuren in Twyfelfontein

Am nächsten Morgen ging es dann endlich zur 2. Attraktion nach dem Etosha Nationalpark: zu den Felsgravuren und –malerein in Twyfelfontein. Wir haben dort für 60 N$ pro Person eine 45-minütige Tour (die nach 35 Minuten vorbei war) mit einem ziemlich gelangweilt wirkenden Guide gemacht, der uns die Gravuren gezeigt und uns ein bisschen was zu der Gegend erzählt hat. Der Name Twyfelfontein bedeutet übersetzt „Fontäne des Zweifels“ und kommt daher, dass ein Farmer, der erste Weiße in der Gegend, dort im Jahr 1947 ein Farmhaus gebaut hat und seine Farm mit Wasser aus der dortigen Quelle versorgen wollte. Leider war der Wasserstand der Quelle vom Regen abhängig und weil es nur ab und zu geregnet hat, war der Farmer nicht besonders erfolgreich.

Namibia Twyfelfontein Tour

Viel spannender als diese Geschichte war aber der Ursprung der Felsmalereien, der bis heute nicht sicher zurückverfolgbar ist. Angeblich haben Nomaden sich vor Tausenden von Jahren dort niedergelassen und die verschiedenen Tiere in die Felsen graviert. Jedes Tier hat eine andere Bedeutung, und neben den in Namibia typischen Tieren wie Giraffen, Nashörnern, Elefanten und Löwen waren sogar auch Pinguine, Flamingos und Robben eingraviert. Das kann nur bedeuten, dass die Nomaden von der Küste bis dort hin gezogen waren. Eine faszinierende Vorstellung.

  • Namibia Twyfelfontein engravings
  • Namibia Twyfelfontein engravings
  • Namibia Twyfelfontein engravings
  • Namibia Twyfelfontein engravings
  • Namibia Twyfelfontein engravings
  • Namibia Twyfelfontein gecko
  • Namibia Twyfelfontein engravings

Der Rest der umliegenden Sehenswürdigkeiten wie der Burnt Mountain und die Orgelpfeifen sind dafür umso weniger spannend, um nicht zu sagen absolut langweilig. Die hätten wir uns getrost sparen können. Bilder haben wir trotzdem gemacht. Mehr als das gab es aber wirklich nicht zu sehen – wir durften den Burnt Mountain nichtmal betreten.

Namibia Burnt Mountain

Die erste Kälte

Gegen Mittag machten wir uns dann auf zur 5. Etappe unseres Trips – nach Henties Bay. Auch diese Etappe war mit 415 km ziemlich lang und wir hatten uns im Vorfeld wieder eine Tankstelle auf der Karte gesucht, die wir mit unserem restlichen Benzin problemlos erreichen konnten.

Wir nahmen nicht die kürzeste Strecke an die Küste, sondern wollten uns auch den Skeleton Coast Park angucken, der sich zwischen Torra Bay und Henties Bay befindet. Deshalb fuhren wir von Twyfelfontein geradeaus nach Westen und fuhren bei Springbokwasser in das Naturschutzgebiet ein. Auch hier ist ein Permit erforderlich, allerdings ist der kostenlos. Während du dich im Office einträgst, wollen die Leute dir höchstens ein T-Shirt andrehen, auf dem Skeleton Coast Park steht. Wir haben dankend abgelehnt, was auch in Ordnung war.

Namibia Skeleton Coast Park entrance

Der Skeleton Coast Park ist ein trotzloses, großes, weites, diesiges Nichts am Atlantik. Dort scheint noch nicht mal besonders oft die Sonne, weil vom Meer her fast immer Wolken da sind. Und es wird zunehmend kälter, je weiter du an die Küste kommst. Diverse Reiseveranstalter bieten mehrtägige Wanderungen oder Flugrundreisen in dem Gebiet an – das ist sicher sinnvoller, als mit dem Auto die 100 km nach Süden zu fahren, denn da siehst du wirklich nicht besonders viel. Trotzdem war es beeindruckend, wie unterschiedlich die Natur in Namibia ist. Vor kurzem waren es noch 30 Grad und strahlender Sonnenschein und im nächsten Moment ist es bewölkt und nur noch 20 Grad warm.

Namibia Skeleton Coast Park

Nachdem wir das Naturschutzgebiet durch das südliche Ende verlassen hatten, hielten wir nach dem Ort Meile 108 Ausschau, denn dort war die von uns anvisierte Tankstelle. Allein der Name ist ja schon irgendwie komisch, aber es war auf der Karte als Ort dargestellt, also dachten wir uns nichts dabei. Tatsächlich bestand Meile 108 aber nur aus einem Restaurant und einem Campingplatz – wer will denn bitte da Campen, wenn es da tagsüber schon so kalt ist? Eine Tankstelle war jedenfalls weit und breit nicht zu sehen. Und auch der Herr an der Rezeption des Campingplatzes bestätigte, dass es keine gab. Es sah eher so aus, als wäre da nie eine Tankstelle gewesen.

Eine weitere Lektion

Wir hatten weniger als 20 Liter im Tank und bis Henties Bay, dem nächsten Ort mit Tankstelle und unserem Ziel für diesen Tag, waren es 96 km. Wir lernten bei Meile 108 einen Namibier kennen, der uns versicherte, wir würden es bis Henties Bay schaffen. Was wusste der schon? Der hatte doch keine Ahnung, was der Nissan schluckte und wie groß der Tank überhaupt war. Aber uns blieb ja nichts anderes übrig, als es zu versuchen. Sehr schlau, mit 2 leeren 20l Benzinkanistern durch die Gegend zu fahren.

Namibia Tacho

Wir waren positiv gestimmt, dass wir Henties Bay tatsächlich erreichen konnten. Und dann ging uns ungefähr 8 km vor dem Ort tatsächlich der Sprit aus. Ich war im Halbschlaf und Patrick wurde plötzlich langsamer und sagte nur „Ich glaube, er ist gerade aus gegangen.“ Na Glückwunsch. Mitten in der Pampa, wo dir normalerweise alle 100 km mal ein Auto entgegenkommt, bleiben wir liegen. Nachdem wir links rangefahren waren, holte Patrick als erstes einen der Benzinkanister aus dem Kofferraum. Uns blieb ja nichts anderes übrig, als uns damit an die Straße zu stellen und zu hoffen, dass jemand versteht, dass uns nur das Benzin ausgegangen ist und wir ihn nicht überfallen wollen, nur weil wir wild winkend am Straßenrand stehen – wir selbst waren jedes Mal skeptisch, wenn jemand mit Warnblinker am Rand stand und hätten den Teufel getan, anzuhalten.

Dort an der Küste standen die Chancen zum Glück etwas besser, dass ein Auto vorbeikommt, weil da alle Nase lang Angelplätze ausgeschildert sind und Angeln dort die einzige Freizeitbeschäftigung ist.

Namibia Henties Bay fishing

Und das Glück war tatsächlich mit uns! Nach nur 10 Minuten kam das erste Auto vorbei. Im ersten Moment kam es auch wirklich nur vorbei – es machte keine Anstalten, anzuhalten. Aber dann bremste der Fahrer plötzlich doch ab – vielleicht, weil er gesehen hat, dass wir einen Mietwagen hatten. Er kam zurück und fragte, was los sei. Wir erklärten ihm die Lage und er bot uns an, mit dem leeren Kanister zur nächsten Tankstelle zu fahren und uns das Benzin zu bringen. Wir vertrauten ihm 200 N$ an und nach einer halben Stunde kam er tatsächlich mit dem vollen Kanister zurück. Da hat es sich doch bezahlt gemacht, dass ich von zu Hause so viele Glücksbringer mitgenommen habe (Danke an dieser Stelle an Mama, Papa, Oma und Diana!).

Die erste (und einzige) Nacht ohne Camping

Nach diesem 2. nervenaufreibenden Ereignis entschieden wir uns kurzerhand, in Henties Bay in einem B&B zu übernachten – vor allem, weil es zum Campen viel zu kalt war. Nachts sind es dort an der Küste im September (also im namibischen Winter) nur ca. 5 Grad und das war uns an dem Tag einfach zu kalt. Deshalb fuhren wir das erstbeste B&B an und buchten ein Zimmer für die Nacht für den horrenden Preis von 700 N$. Immerhin war die Besitzerin sehr freundlich und machte uns am nächsten Morgen ein üppiges Frühstück.

Namibia Henties Bay BnB

Und die Investition hat sich wirklich gelohnt. Das erste Mal seit wir unseren Road-Trip gestartet haben haben wir beide wieder richtig gut geschlafen. Die Matratze im Zelt war nämlich so hart, dass man sie eigentlich auch getrost hätte weglassen können, um auf dem blanken Zeltboden zu schlafen. Die Knochen haben’s uns gedankt!

Am nächsten Tag konnten wir dann frisch und munter nach einem super Frühstück weiter nach Swakopmund fahren – die Geschichte erzähle ich im nächsten Teil.

< Road-Trip durch Namibia Teil 1  Road-Trip durch Namibia Teil 3 >

Über den Autor

Mona

Früher saß ich den ganzen Tag im Büro am Schreibtisch - heute bin ich angehende Weltenbummlerin, Fotografin, Texterin, Geschichtenerzählerin und Reiseplanerin.
In diesem Blog erzähle ich die Geschichten, die mein Freund Patrick und ich auf unserer Weltreise erleben - und gebe Tipps zur richtigen Vorbereitung einer Langzeitreise und zu einzelnen Reisezielen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Copyright © by travelmakesyouricher.com